Ein sehr aufschlussreiches Beispiel für eine Art „hypnotische Schlafprogrammierung“ zeigt uns der Wegbereiter der modernen Hypnose, Dr. Milton Erickson.
In seinem 2. Studienjahr, Erickson war damals 20 Jahr alt, bewarb er sich um einen Job bei einer Lokalzeitung in Wisconsin. Der Herausgeber der Zeitung fand die Idee gut und machte Erickson den Vorschlag, dass er jeden Morgen auf dem Weg zum College seine Artikel in den Briefkasten einwerfen sollte.
Wie Erickson allerdings seine Leitartikel schrieb, das war unglaublich. Er ging um 22.30h zu Bett und stellte seinen Wecker auf 1.00h nachts. Erickson hatte vor, sich dann an seinen Schreibtisch zu setzen und den Leitartikel für den kommenden Tag zu schreiben. Am nächsten Morgen war er überrascht, dass er unter seiner Schreibmaschine mehrere getippte Seiten fand. Erickson bestätigte, dass er keinerlei Erinnerung hatte, was er da geschrieben habe, ja, er erinnerte sich noch nicht einmal daran, aufgestanden zu sein. Sein Zimmergenosse bekam natürlich von diesen seltsamen Vorgängen mit und glaubte, dass Erickson ein Schlafwandler sei.
Erickson warf seine ungelesenen Leitartikel, wie abgesprochen, in den Briefkasten. Etwas enttäuscht blickte er in den kommenden Tagen in die Zeitung und fand keinen Artikel von ihm. Ende der Woche schaute er sich seine Durchschläge an und erkannte dabei, dass alle von ihm verfassten Leitartikel veröffentlicht wurden. Erickson hatte, so seltsam es klingen mag, seine eigenen Artikel nicht mehr wiedererkannt als er sie gedruckt in der Zeitung vor sich hatte. Er benötigte seine eigenen Durchschläge, um zu erkennen, dass die Artikel direkt von ihm selber verfasst wurden.
Kommentar: Diese Methode lehrte Erickson später seinen Studenten, die ihre Arbeiten teilweise auf diese Weise machten.
Quelle: Gesammelte Schriften von Milton H. Erickson, Bd. 1, S. 169-170, Carl Auer Verlag 1995